Euthanasie - das Wort setzt sich in seinem Ursprung aus dem altgriechischen „eu“ (gut) und „thanatos“ (Tod) zusammen. Der Begriff wurde in der griechischen Antike unter anderem als Bezeichnung für einen Tod verwendet, welcher ohne lange Leidensphase eintrat. Für die Zeit von 1939 bis 1941 beschreibt der Begriff NS-„Euthanasie“ jedoch industriellen Massenmord. Unabhängig davon, ob es sich um kranke Menschen oder Menschen mit Behinderung handelte – gleich war die Einstufung durch die Täter als „lebensunwertes Leben“. Aus Sicht der Nationalsozialisten sollten dessen Vernichtung die biologische Gefahr für die Volksgemeinschaft und Volksgesundheit im Sinne der nationalsozialistischen Rassenhygiene eindämmen.
Allein die Tatsache sich anzumaßen, welches Leben als „lebensunwert“ eingestuft wurde, die systematische Planung und schließlich Durchführung der Massenmorde in den Vernichtungslagern war für die Schüler*innen der Klasse 10c erschreckend, aufwühlend, unbegreiflich. Grund genug, sich näher mit der Thematik, also mit Hintergründen, Täterprofilen, Opferschicksalen und den Umgang mit beiden zu beschäftigen. Der Studientag in der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg/ Havel bot dafür effektive Möglichkeiten. In der Führung durch die Ausstellung erfuhren die Schüler*innen Fakten über historische Grundlagen der NS-Euthanasie, sogenannte „Probetötungen“ kranker und beeinträchtigter Menschen, den technischen Ablauf der schrecklichen Morde, die Zuführung der Opfer aus Kliniken und Heilanstalten (auch aus Eberswalde!) sowie ihrer Schicksale. Aber auch die Täter*innen mit ihren Biographien wurden beleuchtet. So bleibt den Schüler*innen sicher sowohl der kleine 10-jährige Georg in Erinnerung, dessen Verhängnis einzig darin bestand, aus einem bildungsfernen Haus zu stammen – Grund genug für die Nazis, ihn im Vernichtungslager zu ermorden als auch die Brutalität der „christlichen Christel“ – tötende Krankenschwester im Lager.
Ganz konkret anhand authentischer Akten und Dokumente tauchten die Schüler*innen anschließend in Teams tiefer in Schicksale, Urteile, Motive und Hintergründe ein, präsentierten ihre Erkenntnisse und traten in den Austausch.
Fazit dieses Tages – einmal mehr wurde uns bewusst, wie wichtig eine Konfrontation, Thematisierung und intensive Beschäftigung mit dem dunkelsten Teil unserer Geschichte ist. Nur das stärkt eine bewusste Haltung gegen menschenverachtende Positionen und Handlungen auch in unserer Gegenwart.
Ch. Haase